Geburtshilfe Katze

Geburtshilfe für werdende Katzeneltern

Guten Morgen Freunde der Sonne,


Der letzte Notdienst war ruhig, aber ich hatte wieder einen Anruf, der mich, zusammen mit Anrufen der vorherigen Notdienste, veranlasst hat, heute mal einen kleinen Exkurs zum Thema (Katzen-)Geburt zu schreiben. Hauptsächlich bezieht sich das Ganze auf Kätzinnen, aber im groben Rahmen kann man das durchaus auch auf Hündinnen anwenden.


Ich schildere erstmal die 3 Situationen, die sich telefonisch ergeben haben (aufgrund der besseren Lesbarkeit etwas zusammengefasst):

 

1. Anruf morgens gegen 8 Uhr: Die Katze des Besitzers sei jetzt in der Geburt. Die Kätzin hat es sich im Schlafzimmer auf dem Bett gemütlich gemacht, die Freundin sei zuhause, er ist noch unterwegs, was die Freundin denn jetzt zuhause machen soll, die Katze liegt ja bei ihm im Bett. Ob sie jetzt den Katzenkorb noch holen kann, das wäre ja alles blutig und ekelig auf seinem Bett.  -> meine entsprechende Antwort könnt ihr euch wohl denken, aber dazu später mehr!


2. Anruf nachts um 1 Uhr: Die Kätzin ist jetzt in der Geburt, das erste Kitten kam vor ca. 20 Minuten. Es hat sich nicht bewegt, aber man dachte, das sei normal und die brauchen eine Weile. Aber jetzt kam das zweite Kitten und das hat sofort geatmet und sich bewegt, man mache sich jetzt Sorgen um das erste Kitten, ob man da nicht Wiederbelebung machen müsse.


3. Die Kätzin hätte gestern zwei Kitten geboren, das ist wohl auch alles gut abgelaufen. Über Nacht habe sie geschlafen und alles wäre gut gewesen, aber jetzt haben die Besitzer Angst, dass noch ein Kitten im Bauch sei, weil die Katze immer noch so rund aussehe. 


Alles drei waren Telefonate von unterschiedlichen Tagen und Personen, aktuell ist also wohl Babykatzenzeit.

Alles drei waren Telefonate, die so nicht hätten stattfinden dürfen!

Jetzt darf sich gerne jeder seinen Teil dazu denken, bevor er weiterliest.

Bevor ich die Fehlerquellen in den Telefonaten auflöse, möchte ich einen kurzen Exkurs zum Thema Geburt/ Schwangerschaft machen. Der entbindet auf KEINEN FALL vor einem Besuch bei eurem Tierarzt und hat auch KEINEN Anspruch auf Vollständigkeit, er soll euch einen kleinen Überblick geben, was ihr mit eurem Tierarzt besprechen solltet oder was VOR der Geburt geklärt werden sollte.

Steile These vorweg: Unkastrierte Katzen mit Freigang kommen schwanger zurück! Wer also eine weibliche Katze ab einem Alter von 5 Monaten rauslässt, sollte sich eben genau darauf einstellen (und dann noch schnell zum Tierarzt für die Kastration lehne ich grundsätzlich und strikt ab!).

Ihr bekommt also mit, dass eure Katze schwanger ist (ob geplant oder ungeplant ist erstmal egal) oder schwanger sein könnte.

Für die Geburt zuhause muss man ein paar Dinge wissen und vorbereiten.

Zuerst ist es natürlich wichtig zu wissen, wie viele Kitten euch denn da erwarten. Das macht es später in der Geburt einfacher, weil man weiß, wann Schluss ist und es macht es einfacher, die entsprechenden Geburtsvorbereitungen zu treffen (brauche ich viele oder weniger saubere Handtücher, wie groß sollte die Wurfkiste sein, ...). Die Anzahl der Kitten kann man schnell und sicher mit einem Röntgenbild zum Ende der Trächtigkeit feststellen (rechnerisch ca. 50. Tag der Trächtigkeit). Im Ultraschall ist das Ganze etwas schwerer festzustellen, da kann man mal eines oder zwei übersehen. Dafür kann der Ultraschall aber deutlich früher Gewissheit geben, ob die Katze schwanger ist oder nicht (ungefähr ab dem 21. Tag der Trächtigkeit). Den Ultraschall brauchen wir auch immer dann, wenn wir das Gefühl haben, mit den Kleinen stimmt was nicht, weil wir nur da die Herztöne der Kitten sehen können.

Dann sollte man einen ungefähren Zeitpunkt im Kopf haben, wann die Geburt denn stattfindet. VORHER würde ich empfehlen, eurer Katze einen schönen ruhigen kuschligen Platz vorzubereiten und die Katze auch daran zu gewöhnen. Damit ist die Chance größer, dass die Geburt eben nicht bei euch auf dem Bett oder dem Stapel frisch gewaschener Wäsche im Kleiderschrank stattfindet. Die Kätzin in der Geburt noch an einen neuen Platz zu setzen endet nur im Stress für euch und die werdende Mutter.

Die Rufnummer des aktuell notdiensthabenden Tierarztes sollte man auch griffbereit haben, ebenso wie eine Möglichkeit, schnell in die Klinik zu kommen. Wenn man also selbst kein Auto hat, vielleicht um die Zeit der Geburt einen Bekannten/ Freund/ Familie fragen und das Auto bereit stehen haben. Ansonsten gehört auch die Nummer des lokalen Taxiunternehmens in die Liste.

Genauso verhält es sich mit der Möglichkeit, den Kitten Wärme zu geben. Das heißt nicht, dass sich alle in der Vorbereitung einen Wärmestrahler für Babys besorgen sollen, aber man sollte wissen, wo man sich im Falle des Falles schnell einen besorgen kann. Eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen tut es im Notfall auch erstmal, aber auch da sollte man wissen, wo es liegt.

Auf die Einkaufsliste gehört auch Kitten- /Babyfutter für die Zeit nach der Geburt. Kommen die Kitten Samstag auf die Welt, kann man Sonntag nicht mal schnell einkaufen gehen. (Das Futter ist noch nicht für die Babys -> sollte klar sein, aber die Mama macht sich besser, wenn sie nach der Geburt mit dem Babyfutter gefüttert wird). Hündinnenbesitzern empfehle ich auch den Einkauf von gesüßter Kondensmilch, falls die Geburt nach vielen Welpen mal ins Stocken kommt, weil Mama erschöpft ist. Da ist Zucker und auch Calcium drin und manchmal gibt das noch ein bisschen Energie für die letzten Welpen. Bei Kätzinnen kommt das aber eher seltener vor, dass es so viele werden.

Für nach der Geburt braucht man auch eine Küchenwaage, ein Notizbuch und einen Stift.

Saubere Handtücher sollten bereit liegen, Einmalhandschuhe, ein paar Mullkompressen sind super und machen das Leben einfacher, ein Nabeldesinfektionsmittel wäre auch super. Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein: desinfizierte Nagelschere und mit Desinfektionsmittel getränkte Bindfäden zum Abbinden der Nabelschnur wären top!

Für den Fall der Fälle empfiehlt es sich auch, ein finanzielles Polster beiseite gelegt zu haben, falls es doch zu einem Kaiserschnitt kommen sollte. In der Nacht und im Notdienst sind 1000€ schnell erreicht.

So, es ist jetzt also alles vorbereitet, ihr wisst, wie viele Kitten es werden, die Katze hat den Platz akzeptiert und schläft auch schon dort, wann müsst ihr denn jetzt eingreifen?


Normalerweise machen die Kätzinnen die Geburt schnell und einfach selbst. Oftmals flutschen die Babys eines nach dem anderen einfach raus und die Sache ist schnell erledigt. Sobald ein Baby geboren ist, leckt die Mama die Fruchthülle auf (und frisst sie mitsamt der Plazenta auf) und leckt danach das Baby trocken. Durch diese Massage wird die Atmung angeregt und die Kitten sind eigentlich ziemlich sofort danach trocken und fluffig und auf der Suche nach der Milchbar (Gesäuge). Sobald das nächste Baby kommt, wiederholt sich die Prozedur.

Eingreifen muss man als Besitzer also dann, wenn die Mama die Fruchthülle eben nicht aufleckt und das Kleine trocken putzt. Da kommen dann die vorbereiteten sauberen Handtücher zum Einsatz. Die Hülle um das Baby muss aufgemacht werden, damit es atmen kann, die Nase und das Mäulchen sollten schon von Schleim und Fruchtwasser befreit werden. Wenn die Mama dann weitermacht, ist alles super, ansonsten wird das komplette Baby aus der Fruchthülle geholt, der Nabel ca. 3cm unter der Bauchdecke mit dem Faden abgebunden und abgeschnitten. Das Ende des Nabels wird mit dem Desinfektionsmittel desinfiziert. Jetzt mit den Handtüchern trocken rubbeln und das nun hoffentlich muntere Kerlchen bei Mama an die Brust anlegen.


Und wann sollte ich zum Tierarzt?

In der Regel sagt man, dass spätestens alle 2 Stunden ein Baby geboren werden sollte. Normalerweise flutschen die, wenn es losgeht, einfach hintereinander weg raus. Wenn die Mama in den Wehen ist (die pressen richtig, das sieht man!) und es tut sich gar nichts -> tiermedizinische Abklärung. Da gebe ich euch jetzt keinen Zeitrahmen, das ist einfach zu individuell und da muß man dann schon ein bisschen auf den eigenen Bauch hören. Sofort losfahren (nach telefonischer Anmeldung) sollte man bei dunkelgrünem Ausfluss oder wenn der Ausfluss schon anfängt übel zu riechen. Dunkelgrüner Ausfluss ist ein Zeichen von Stress bei den Kitten, die haben zu wenig Sauerstoff und setzen Kot ins Fruchtwasser ab. Da kann man als Besitzer auch wenig bis gar nicht helfen und jeder Versuch ist Zeitverschwendung und kann das Leben der Kitten riskieren.


Wenn die Kleinen dann auf der Welt sind und die Mama sich beruhigt hat, sollte das Geburtsgewicht der Babys grammgenau ermittelt und notiert werden. Die Kitten dürfen in den ersten zwei Tagen nach der Geburt noch das Gewicht halten, danach müssen sie aber stetig zunehmen! Tun sie das nicht –> alle warm einpacken und mit Mama ab zum Tierarzt.

Nach 14 Tagen ist dann die erste Wurmkur der Babys und der Mama dran, nach 8 Wochen kann die erste Impfung erfolgen.

So, Thema Geburt schnell mal abgehandelt. Mindestens die Hälfte der Komplikationen habe ich weggelassen, wer mehr wissen will oder sich besser vorbereiten will, dem sei die einschlägige Fachliteratur ans Herz gelegt.


Kurz zusammengefasst:


Einkaufsliste:

  • Wärmequelle
  • Kittenfutter
  • Küchenwaage
  • Nabeldesinfektionsmittel


Wurfbox vor der Geburt bereitstellen; Mama Katze sucht sich ihren Platz, den gewählten evtl. auch respektieren und umbauen.


Vor der Geburt tierärztliche Abklärung:

  • Optimalerweise Entwurmung der Mama vor der Schwangerschaft oder regelmäßig
  • Röntgenbild am Ende der Trächtigkeit zur Ermittlung der Anzahl


Nach der Geburt tierärztliche Abklärung:

  • Segmentale Untersuchung der Babys
  • Wurmkur mit 14 Tagen
  • Erste Impfung ab 8. Lebenswoche empfohlen


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