Ektoparasiten

Was tun gegen Zecken, Flöhe und Milben? 

Kurze These vorneweg: Bernsteinketten helfen gegen Zecken, man muss nur fest genug draufhauen! 

 

Nein, jetzt mal im Ernst. Wie jedes Jahr im Frühjahr und eigentlich das gesamte Jahr durch werden wir gefragt, was man gegen Parasiten tun kann und tun sollte. 

Eigentlich kann ich euch hier gut auf die ESCAAP und ihre Homepage verweisen, dann wäre das Thema recht schnell für mich erledigt. Ich bin aber mal so frei und schreibe euch meine Gedanken dazu auf. 

Ektoparasitenschutz ist aus tiermedizinischer Sicht das ganze Jahr wichtig. Bei einigen Patienten mehr und bei einigen Patienten weniger wichtig und sinnvoll, aber im Prinzip die gesamten 12 Monate. 

Fangen wir mal an mit der Flohkontrolle: 

Wenn man schonmal Flöhe in der Wohnung hatte, ist man da mehr hinterher als wenn man das Vergnügen noch nicht hatte. Kurz mal zur Biologie: Flöhe sind nicht wirtsspezifisch (obwohl sie eine Vorliebe für bestimmte Tiere zu haben scheinen), sie sind nicht stationär am Tier, sondern leben in der Wohnung, in Polstern oder Decken oder Fußbodenritzen. Ihr charakteristisches Merkmal ist die gewaltige Sprungkraft und ihr seitlich abgeflachter Körper. Sie sind so groß, dass man sie mit dem bloßen Auge sehen kann. Als Faustformel gilt: Findet man einen Floh am Tier, leben noch 9 weitere Flöhe in der Umgebung. Die Flöhe gehen nur zur Blutmahlzeit auf den Wirt. 

Die Entwicklung kann unter optimalen Bedingungen in 10 Tagen vom Ei zum erwachsenen Floh passieren. 

Flöhe werden vor allem im Herbst mit in die Wohnung gebracht, die Wildtiere ziehen sich zurück, die Nester sind leer und die Haustiere sind dann begehrte Überwinterungsplätze. 

Klinische Anzeichen sind hochgradiger Juckreiz, Fellverlust, teilweise aufgekratzte und nässende Stellen v.a in der Rückenlinie, Pusteln auf der Haut, Juckreiz und Pusteln beim Menschen, Flohkot im Fell oder sogar lebende Flöhe. Es gibt auch allergische Reaktionen auf den Flohspeichel. 

Nach einer Blutmahlzeit werden Zeiten von bis zu 2 Monaten angegeben, die ein Floh ohne weitere Nahrungsaufnahme überstehen kann. 

Flöhe sind Überträger von Erkrankungen und auch von Bandwürmern (Gurkenkernbandwurm). 

Aus allen diesen Informationen kann man jetzt herauslesen: 

-> Flohkontrolle und –prophylaxe ist das ganze Jahr notwendig 

-> bei einem Flohbefall ist eine Behandlungsdauer von mindestens 3 Monaten empfohlen 

-> nach einem Flohbefall sollte eine Wurmkur v.a gegen Bandwürmer erfolgen 

-> die Umgebungsbehandlung und die Behandlung aller Kontakttiere sollte strikt erfolgen 

 

Wie sieht es aus mit den Zecken? 

Zecken gehören in die Ordnung der Milben, sind mit ihren 8 Beinen also Spinnentiere. 

Sie sind nur vorübergehend zur Blutmahlzeit am Wirtstier, nach dem Saugakt lassen sie sich fallen, die Weibchen beginnen mit der Eiablage. Die Entwicklung der Zeckenarten ist recht unterschiedlich, wer mehr lesen möchte, sei auf Wikipedia verwiesen. 

Zecken können durch ihren Speichel und durch das Saugen verschiedene Erkrankungen übertragen, beim Menschen gefürchtet ist die FSME und die Borreliose, diese Erkrankungen spielen beim Hund eher eine untergeordnete Rolle. Leider gibt es mittlerweile auch hier in Deutschland Fälle von Erkrankungen wie Anaplasmose, Babesiose, Ehrlichiose oder Rickettsiose, deren Erreger durch den Zeckenbiss übertragen werden. 

Die Stelle des Zeckenbisses kann sich durch den Speichel entzünden, eine allergische Reaktion ist aber noch nicht bekannt. 

Die Zecke muss erst einen Moment saugen, bevor die Erreger den Hund oder die Katze infizieren, allerdings kann es bei einer halbvollgesaugten Zecke auch deutlich schneller gehen, wenn sie bei einem zweiten Wirt ihre Blutmahlzeit beendet. 

Die Hauptaktivitätszeiten von Zecken sind unterschiedlich, eine Hauptzeit ist im Frühjahr, eine weitere im Spätsommer/ Herbst. Grundsätzlich kann man aber Zecken ab einer Temperatur von 4°C finden. 

Was gilt jetzt hier für die Prophylaxe? 

-> Das Medikament muss schnell abtöten und/ oder zuverlässig verhindern, dass Zecken einen Wirt finden (repellierende Wirkung) 

-> Zeckenzeit ist hier das ganze Jahr 

-> schnelles zuverlässiges Absammeln und Abtöten ist zur Kontrolle ausreichend, wenn man eine Zecke absammelt, sollte man sie auch sicher töten (zwischen den Fingernägeln knacken oder zwischen Steinen zerreiben -> im Klo runterspülen überleben sie meistens leider) 

 

Was gibt es sonst noch? 

Milben: 

Am bekanntesten und eine sehr beliebte Allergieausrede ist die Herbstgrasmilbe. Gerade im Spätsommer und trockenem Herbst findet man die Larven der Milbe als orangerote Pünktchen sichtbar in den weichen Hautregionen zwischen den Zehen, in der Achsel, im Schenkelspalt oder in der Ohrfalte. Die Larven kratzen die Hautoberfläche an und ernähren sich von dem austretendem Wundsekret. Dann lassen sie sich wieder fallen und entwickeln sich zu erwachsenen Milben, die sich von Pflanzenteilen ernähren. 

Der Speichel der Milben löst einen mehr oder weniger starken Juckreiz aus, teilweise knabbern sich die Tiere blutig. 

Desweiteren gibt es noch die Räudemilben, vor allem bekannt als Fuchsräude. Diese Milben leben in der Haut der Wirtstiere und sind recht wirtsspezifisch. Der Hund kann sich beim Fuchs anstecken, die Erreger sind aber nicht auf den Menschen übertragbar. Die weiblichen Milben bohren Gänge in die Haut, in denen sie ihre Eier ablegen und das löst einen höchstgradigen Juckreiz aus! Diese Milben gibt es zum Beispiel auch bei Meerschweinchen! 

Haarbalgmilben sind eher ein Problem der jungen oder kranken Hunde, wenn das Immunsystem nicht gut genug ist. Diese Milben leben in den Talgdrüsen der Haut und sorgen eher für einen Haarausfall als für einen Juckreiz. Auch diese Milben sind eher wirtspezifisch und schwer übertragbar von Hund zu Hund. Die Ansteckung erfolgt meistens schon bei der Mutter beim Säugen der Welpen, die Erkrankung bricht aber meistens erst später oder gar nicht aus. 

Räude- und Demodexmilben sieht man mit bloßem Auge nicht, da braucht es eine Hautuntersuchung unter dem Mikroskop. 

 

Haarlinge/ Läuse: 

Diese kleinen Quälgeister kennt man als Elternteil eines Kindergartenkindes sicherlich zu Genüge. Auch hier gilt: streng wirtsspezifisch (Kopfläuse vom Mensch sind nicht auf den Hund übertragbar oder andersherum). Auch diese Parasiten kann man mit bloßem Auge sehen, die Unterscheidung trifft man dann mikroskopisch, ist aber ehrlicherweise für die Behandlung nicht ausschlaggebend. 

Läuse saugen Blut, Haarlinge ernähren sich von Hautschuppen, die Entwicklungszeit ist mit mehreren Wochen angegeben. 

 

Stechmücken/ Schmetterlingsmücken 

Im Süden Europas übertragen die Schmetterlingsmücken unter anderem die gefürchtete Leishmaniose, aber auch andere bakterielle und parasitäre Erkrankungen (Augenwurm, Hautwurm, Herzwurm) werden durch Mücken übertragen. 

Wie bei unseren Moskitos gilt auch hier: nur zur Mahlzeit auf dem Tier und schnell wieder weg. 

Die Übertragung der Parasiten erfolgt sofort beim Stechakt, daher sollten Ektoparasitika gegen Mücken hauptsächlich repellierend wirken (also abschreckend!) 

 

So, das war der kurze Schnelldurchgang durch die Vektoren (also Überträger) und Ektoparasiten. Widmen wir uns jetzt den Präparaten und ihren Darreichungsformen: 

Spot on: 

Diese Präparateklasse ist weit verbreitet und sehr lange bekannt. Das sind die berühmten “Tropfen in den Nacken”. 

Wenn es die richtigen mit Wirkstoff vom Tierarzt sind, helfen sie auch gut und zuverlässig, die Tropfen aus dem freien Handel kann man sich ehrlicherweise schenken. Resistenzen sind eigentlich nicht beschrieben, allerdings gibt es vor allem bei der Flohkontrolle oft Probleme mit der Wirkdauer und auch die Zecken lassen sich nicht so lange von den Tropfen beeindrucken, wie es der Hersteller gerne möchte. 

Manche Präparate sind hochgiftig für Katzen und sollten auch nicht bei Hunden angewendet werden, bei denen eine Katze im Haushalt lebt. 

Die Anwendung ist denkbar einfach, die Haare werden gescheitelt und die Tropfen auf die Haut aufgetragen. Nach dem Einziehen sind sie auch wasserfest, nur shampoonieren löst den Wirkstoff aus der Haut. 

Halsbänder: 

Auch sehr bekannt und auch im freien Handel erhältlich, für die Wirkstoffe dort gilt aber dasselbe wie bei den SpotOns: nicht einfach eines nehmen, sondern das “Richtige” vom Tierarzt. 

Vorteil der Halsbänder: einmal angelegt wirken sie bis zu 6 Monaten, sind allerdings giftig für Fische und Wasserlebewesen, daher sollten sie beim Schwimmen abgenommen werden. 

Sowohl bei den Tropfen als auch bei den Halsbändern ist die maximale Wirkung ca. 1 Woche nach dem Auftragen bzw. Anlegen erreicht und diese Präparate können auch eine abschreckende (also repellierende) Wirkung haben. 

Tabletten: 

Mittlerweile bekannt und beliebt, von verschiedenen Herstellern hergestellt und vermarktet. 

Das Medikament wird mittels einer Tablette aufgenommen und verteilt sich dann im Blutkreislauf. Die Wirkung hält von 4 Wochen bis zu 3 Monaten an. 

Die Parasiten, die damit in Kontakt kommen, sterben ab. Vorteile sind hier definitiv, dass keinerlei Rückstände des Mittels auf dem Tier bleiben, die Kinder können weiterhin die Nase ins Fell stecken und bedenkenlos streicheln, der Wirkstoff ist nicht abwaschbar oder giftig für andere Tiere. 

Nachteil ist, dass es keinerlei repellierende Wirkung gibt und dass Parasiten (Zecken) im Fell gesehen werden, da die erst beißen müssen um zu sterben. Manchmal werden die Tabletten nicht vertragen und es kann zu Magen- Darm- Unverträglichkeiten kommen 

 

Injektion: 

Der “neueste heiße Scheiß” ist der Wirkstoff der Tabletten als einmalige Injektion. Das Präparat ist dieses Jahr auf den Markt gekommen und hält mit einer Injektion für komplette 12 Monate. 

Da es derselbe Wirkstoff ist wie ein Wirkstoff aus den Tabletten, gelten hierfür dieselben Vor- und Nachteile der Tablette, allerdings muss der Wirkstoff nicht über den Magen- Darm- Trakt resorbiert werden und kann daher besser vertragen werden. 

In unseren Praxen haben wir uns erstmal dafür entschieden, dieses Medikament noch nicht anzubieten, wir lassen erstmal die Kollegen Erfahrungen damit sammeln 😊 

Sie sehen: die Kombination der Wirkstoffklassen und Parasiten ist recht komplex, aber dafür sind wir da und beraten Sie gerne. 

Nicht alle Präparate helfen gegen alle Parasiten gleichzeitig, bei Reisen ins Südeuropäische Ausland brauchen wir andere Präparate als zur alleinigen Parasitenkontrolle in Deutschland. 

Über Bernstein, Kokosöl, Halskettchen, ... rede ich jetzt (außer mit dem Satz am Anfang) mal nicht. Nicht jeder Hund ist anfällig für Zecken und Flöhe, mein Malteser sammelt so gut wie keine Zecken ein, während der Border Collie auf demselben Spaziergang 20 Zecken in einer Stunde einfängt. Allerdings reicht genau eine Zecke mit dem richtigen Erreger um den Hund schwer krank zu machen oder sogar zu töten. Deshalb bekommen beide Hunde regelmäßig eine Parasitenprophylaxe, weil ich mir das nicht vorstellen möchte. Wer, was und wieviel können wir Ihnen nicht vorschreiben, aber dass wir darüber aufklären wollen und müssen, sollte außer Frage stehen. 

Für chronisch erkrankte Hunde, Hunde, denen die Milz operativ entfernt wurde und Tiere, die bereits mit einem Erreger infiziert sind, gelten ehrlicherweise strengere Regeln, diese Tiere würde ich das ganze Jahr mit einem Repellenz behandeln, damit der Erreger nicht weitergegeben werden kann. Diese Verantwortung als Hundehalter sollte man schon haben... Aber das ist ein anderes Thema. 

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